Experts have been unable to understand the origin of the practice of routine male circumcision. Most of the literature shows no awareness of phimosis - its frequency - or the sexual and erectile problems which can be cured by circumcision. If routine circumcision had been introduced for this most obvious reason of eliminating difficult foreskins; then the importance of an alternative modern method, suitable to our culture's attitudes in this day and age, would be clear.


FELIX BRYK
"Die Beschneidung bei Mann und Weib"

Gustav Feller. New Brandenburg. (l93l)
TEIL DREI
S 126-155


SUMMARY
Full Index

Teil Drei
Page 150-181
p. 150
p. 155
p. 167
p. 168
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Freud - Riek
Zeller: incizion
Ethnologischen ablehnung von Zeller
Zeichen von schönheit öder nicht
Schmuck
Masturbation
Schlange
S. 126
S. 130
S. 142
S. 143
S. 144
S. 149
S. 152

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Freud (p. 131ff.) hat sich an das von Darwin entworfene Bild der Urhorde angelehnt, wonach, der st�rkste Mann seine Rivalen vertrieben hatte, um sich als Oberhaupt der Gesellschaft seines Harems zu behaupten, und hat daraus die makabre Urszene entworfen, die ich w�rtlich auf�hre:
"Eines Tages taten sich die ausgetriebenen Br�der (S�hne) zusammen, erschlugen und verzehrten den Vater und machten so der Vaterhorde ein Ende. Vereint wagten sie und brachten zustande, was dem einzelnen unm�glich geblieben w�re. Vielleicht hatte ein Kulturfortschritt, die Handhabung einer neuen Waffe, ihnen das Gef�hl der �berlegenheit gegeben. Da� sie den Get�teten auch verzehrten, ist f�r den kanibalen Wilden selbstverst�ndlich. Der gewaltt�tige Urvater war gewi� das beneidete und gefürchtete Vorbild eines jeden aus der Bruderschar gewesen. Nun setzten sie im Akte des Verzehrens die Identifizierung mit ihm durch, eigneten sich ein St�ck seiner St�rke an. Die Totemmahlzeit ist vielleicht das erstefest der Menschheit, die Wiederholung und die Gedenkfeier dieser denkw�rdigen, verbrecherischen Tat, mit welcher so vieles seinen Anfang nahm: die sozialen Einrichtungen, die sittlichen Einschr�nkungen und die Religion."

Nach Freud w�ren nun unter den Vaterm�rdern einander widersprechende Gef�hle gegen den Vater aufgetaucht, was die Psychoanalyse die Ambivalenz des Vaterkomplexes nennt. Sie ha�ten den Vater, der auf Grund seiner Macht sie vertrieben hatte, aber sie liebten und bewunderten ihn zugleich. Nachdem sie ihn beseitigt, ihren Ha� befriedigt und ihren Wunsch nach Identifizierung mit ihm durchgesetzt hatten, mu�ten die, verdr�ngten z�rtlichen Regungen zum Ausbruche kommen. Dies geschah in Form von Reue, es entstand ein Schuldbewu�tsein,(1) das mit der vorhandenen Reue zusammenfiel. Was der 'Tote

1) Die Entstehung des Schuldbewu�tseins ist nur aus dem Konflikt zwischen den eigenen Triebhandlungen und den sie hemmenden Verboten einer vorhandenen sozialen Gesellschaft zu erkl�ren. (B.)

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fr�her durch seine Existenz verhindert hatte, das verboten sie jetzt selbst aus der psychischen Situation des "nachtr�glichen Gehorsams". Sie widerriefen ihre Tat, indem sie die Tötung des Vaterersatzes, des Totem, f�r unerlaubt erkl�rten, und verzichteten auf deren Fr�chte, indem sie sich auch die freigewordenen Frauen versagten. Aus dein Schuldbewu�tsein des Sohnes schufen sie die beiden fundamentalen Tabu des Totemismus, die eben darum mit den beiden verdr�ngten W�nschen des Ödipus-Komplexes �bereinstimmen mu�ten. Wer dawiderhandelte, machte sich der beiden einzigen Verbrechen schuldig, welche die primitive Gesellschaft bek�mmerten. (Zeller, p.119).

Die im Kinde schlummernden inzestu�sen W�nsche bedeuten beim Erwachen nicht nur eine Bedrohung des Vaters, sondern auch der ganzen sozialen Gesellschaft. Es mu�ten nun diese W�nsche auf eine effektive Art verdr�ngt werden. Die Beschneidung w�re einer dieser Ableiter des Inzest-Triebes. Sie entspricht - nach der Psychoanalyse - den feindlichen Impulsen des Vaters, der sich vor seinem heranreifenden Sohne f�rchtet, vor allem weil er ihn seines Weibes (1) berauben will. Der Knabe mu� bestraft werden: der Sinn der Beschneidung ist Kastration, sie ist ihr Äquivalent, ihr Symbol. Durch die Kastration soll der Geschlechtsverkehr, vor allem der Inzest, verhindert werden. Die Beschneidung ist aber auch ein T�tungs symbol. Die vielen Riten und Zeremonien von dem Ungeheuer oder Geist, mit dem eigentlich ihr Totemtier, ihr Ahnherr, identifiziert werden mu�, der die noch nicht Initiierten und Geweihten t�tet und verschlingt, soll daraufhin deuten. Es handelt sich um eine Vergeltung, weil bei der Urszene die S�hne ihren Vater get�tet haben und jetzt eine Wiederholung f�rchten..Die Qu�lereien und Martern sind nur eine Begleiterscheinung der beiden feindseligen v�terlichen Hauptmotive: Kastration und T�tung. Wir lassen den Begr�nder dieser Theorie zu Worte kommen: Reik schreibt (p. 89-91):

1) Da� das Weib, die Mutter des Sohnes, inzwischen mindestens um zw�lf Jahre �lter (- seit der Geburt ihres ersten Sohnes -) geworden ist, und somit bei den von der Psychoanalyse nicht ber�cksichtigten inzestu�sen Anlagen des Vaters und seiner ohnehin polygynen Anlage schon so wie so aus dem Spiel gesetzt wurde, �bersieht die Spekulation.

p. 128

"Die Verbindung der T�tungs-Simulation mit der Beschneidungs-Operation wurde von uns fr�her gefunden: die Beschneidung ist keine Abl�sung des Menschenopfers, vielmehr sind T�tung und Beschneidung zwei getrennte, nur durch das unbewu�te Seelenleben verbundene Aktionen, von denen die erste die Bestrafung f�r die unbewu�ten Mordgel�ste gegen den Vater, die zweite die Bestrafung f�r den Inzestwunsch der im "gef�hrlichsten Alter" stehenden jungen Leute zeigt. Wir w�rden uns, wenn wir die innige Verbindung dieser beiden zugrunde liegenden Faktoren ber�cksichtigen, nicht wundern, wenn wir auch in den Wiederauferstehungsriten eine Reaktion der Kastrationsdrohung, welche die Beschneidung genetisch und symbolisch darstellt, vorf�nden, Tatsächlich ist eine solche auch vorhanden. Erinnern wir uns jener Varianten der Einweihungs-Zeremonien, in denen angenommen wird, da� die Geister den J�nglingen im Walde gewisse K�rperteile entnehmen, und ihnen daf�r neue einsetzen, z. B. bessere Eingeweide, Lungen etc. Vergegenw�rtigen wir uns ferner, da� die Identifikation mit dem Totemtier oder mit den Ahnengeistern die Kr�fte und F�higkeiten, ja sogar die k�rperlichen Eigenschaften des Totems verleiht. Wir werden ohne Schwierigkeiten in dieser Identifikation jenes Moment finden, das eine Beruhigung der Kastration drohiung darstellt, n�mlich die Wunschphantasie, f�r den eigenen kleinen Penis den gro�en des Vaters auszutauschen. Ja, man kann sogar s�gen, da� es diese Wunschphantasie ist, welche dem Bewu�tsein der V�lker in mehr oder minder entstellter Form als der einzige Sinn der Beschneidung pr�sent ist. Fragen wir die Primitiven nach dem Zwecke der Beschneidung, so stimmt ihre Antwort mit dem Verstand der Verst�ndigen, der Anthropologen und Ethnologen �berein, indem sie angeben, es w�re eine Operation, um den Sexualverkehr zu erleichtern oder sein Vergn�gen zu erh�hen. Die fr�her angegebene Wunschphantasie des Primitiven aber, durch ihre Identifikation mit dem Vater statt des eigenen abgeschnittenen Penis den gr��eren des Totems oder Vaters zu erhalten, bietet uns eine genaue v�lkerpsychologische Parallele zu gewissen infantilen Reaktionen auf die Kastrationsdrohung. Jene Operation und jene Organ-Zersetzung, durch Geisterhand in den primitiven Einweihungsriten gleicht Zug um Zug der Phanta-

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sie des kleinen Hans, dem angeblich ein Installateur den "Podl" und den "Wiwimacher" (= Penis, B.) wegnimmt, um ihm zwei gr��ere Exemplare jener wertvollen K�rperteile, "wie der Vatti sie hat" zu geben. Eine unbewu�te Verbindung zwischen den beiden Riten ergibt sich dadurch, da� das Totund Wiederauferstanden-Sein symbolisch die Erschlaflung und Erektion des Penis vertreten."

Interessant ist, wie Reik auch die Beschneidung bei den Juden in seine psycho-analytische Spekulation folgerichtig einbezieht und dementsprechend deutet. Es ist sehr wertvoll, da� einmal der heilige Brauch der Israeliter schlechthin als Gegenst�ck zu den "barbarischen" Riten bei den Pubert�tsweihen der Wilden gestellt wurde. In der "Barizwa" der m�nnlichen Israeliten, die mit der Einsegnung der Christen zusammenfällt, ist �brigens die Institution der Knabenweihen noch bis zum heutigen Tage ebenso erhalten wie in den Abiturien oder anderen Reiferkl�rungen.

Reik (p.122) f�hrt weiter aus:
"Die Verbindung der Brith mit der Beschneidung ist ebensowenig ein Zufall wie das Bundesmahl, in dem sich die Anh�nger Jahwes mit ihm identifizieren und auch die Tatsache der Gesetzgebung - Brith kann selbst Gesetz bedeuten - die in so inniger Beziehung zur Bundesschlie�ung steht (Sinai), darf mit den Vorg�ngen der Pubert�tsriten in Parallele gezogen werden. Die Verhei�ung zahlreicher Nachkommenschaft entspricht der primitiven Erlaubnis zum Sexualverkehr ebenso wie die des gelobten Landes sexualsymbolisch den Ersatz der geliebten Mutter in Aussicht stellt. Die Drohungen, die Jahwe f�r den Fall des Bundesbruches setzt, sind im wesentlichen dieselben, welche die Austral-Neger gegen�ber den mannbar gewordenen J�nglingen aussprechen, Die seelische Analyse der Pubert�tsriten wird es gestatten, in der Sinai-Periskope das antike Gegenst�ck der im Busch sich abspielenden bedeutsamen Vorg�nge der M�nnerweihe zu erkennen.

" Nach der Beschneidung wird der Knabe genauso wie nach der Beendigung der verschiedenen Riten jener Pubert�tsweihe, die keine Beschneidung kennt, in die Gesellschaft als ebenb�rtiger vollwertiger Civis aufgenommen, der nunmehr alle Rechte genie�t, die ihm-bisher abgesprochen wurden. Besonders der Ge-

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schlechtsverkehr ist jetzt freigegeben: die Legitimationskarte, die, Abzeichen f�r die Ehe, ist deutlich genug vorhanden..

"Manche zentral-australische St�mme glauben, da� die Junglinge nach der Initation Geschlechtsverkehr haben, m�ssen oder sterben werden. Unmittelbar nach der Beschneidung mu� der junge Mann in Serange, einer Molukken-Insel, Verkehr mit jungen M�dchen, gleichgiltig mit welchen, haben, "damit die Wunde heile" (Crawley).

"Das wird fortgesetzt, bis die Wunde aufgeh�rt hat zubluten. Von den Kikuyu von Westafrika (? B.) berichtet Chazac, da� sie glauben, der erste Koitus, den die Neu-Beschnittenen ausf�hren, zu ihrem oder ihrer Partnerinnen Tod f�hrte. Diesem d�steren Schicksal suchen sich nun durchfolgende Ma�regel entziehen. Sie sammeln sich nach Durchf�hrung Pubert�tsriten Horden von 15 bis 20 Mann, �berfallen einige alteweiber an einsamen. Pl�tzen, mi�brauchen sie geschlechtlich und t�ten sie. Der Tod dieser Greisinnen befreit die J�nglinge aller Gefahr."(1)

Reik (p. 99) meint in diesem Zusammenhange,
"daß die Erlaubnis zum Geschlechtsverkehr nach der Beschneidung erst sp�t das allgemeine Verbot des Sexualverkehrs abl�ste und schon einer vorgesehrittenen Entwicklungsstufe angeh�rt. Urspr�nglich blieb dieses trotz Operation aufrecht. So mu�ten die jungen Männer in der "guten, alten Zeit" bei den Aranda anderen Stämmen Zentral-Australiens solange auf ihnen versprochenen Frauen warten, bis sich die ersten grauen Haare in ihrem Barte zeigten."

Zeller hat nun auf Grund eingehender Studien der Knabenweihen aus der Literatur mit Ber�cksichtigung der meisten einschl�gigen Erkl�rungsversuche die Beschneidungs-Idee Psychoanalyse weiter ausgebaut. Wir f�hren seine Ausf�hrungen w�rtlich an; um aber nicht aus dem Zusammenhange rei�en, m�ssen auch die ihnen vorangehenden Schilderungen der Inzision erst mitgeteilt werden.

Langsdorff berichtet �ber Beschneidung Nuhakiwer Folgendes:

1) Chazac, La religion des Kikuju. Anthropos, Bd. II, p. 317, 1910, (Reik, p. 96), Crawley, The mystic rose, 309f., London 1902

p. 131

"Die Beschneidung oder das Aufschlitzen und die Erweiterung der Vorhaut ist eine allgemeine Operation bei den Nuhakiwern (S�dsee-Insulaner), welche erst in sp�teren Jahren, und meistens wenn der Knabe die Zeit der Mannbarkeit erreicht, vorgenommen wird. Man bringt ein kleines, mit einem L�ppchen umwundenes St�bchen unter die Vorhaut, schlitzt sie mit einem scharfen Stein auf und reibt sodann den Saft einer Pflanze (Pahpa) in die Wunde ein. Obgleich zuweilen eine starre Entz�ndung entsteht, so soll diese doch meistens in zehn bis zw�lf Tagen vor�bergehen. Die Operation kann jeder verrichten, nur der Vater nicht. Der Operateur hei�t Tahba; er wird so lange, bis jede Entz�ndung vor�ber ist, im Hause des Operierten mit Schweinefleisch reichlich bewirtet und erh�lt auch �berdies bei in Weggehen ein Schwein zur Belohnung. Reinlichkeit wird offenbar bei dieser Operation beabsichtigt."

Einen anderen Bericht �ber

Inzision

finden wir bei Krämer (p. 61 f.) :
"Die Beschneidung, bei der es sich nicht um Circumcision handelt, sondern um einfache Spaltung der Vorhaut, also Einschneidung am oberen Rande, wie allgemein in Indonesien �blich, wird so ausgef�hrt, da� man einen Spatel unter die Vorhaut schiebt und diese durch einen Schlag mit einem scharfen Gegenstand als Haifischzahn, Muschel, Bambusmesser, neuerdings nat�rlich mit Eisenmesser durchtrennt. Sie wird bei den samoanischen J�nglingen ähnlich wie bei den Mohammedanern, bei Eintritt der Mannbarkeit, stets zwischen dem 7. und 15. Lebensjahre ausgeführt. Religi�se Gebr�uche wie bei andern V�lkern ... scheinen auf Samoa nie mit der Operation, die meist von einem darin Erfahrenen ausge�bt wurde, verbunden gewesen zu sein. Das leitende Motiv, scheint f�r Samoa nur in der Reinlichkeit zu liegen, indem gesagt wird, da� kein samoanisches M�dchen mit einem Unbeschnittenen schlafen w�rde."

W�hrend Kr�mer als Arzt den hygienischen Wert des Reinlichkeitsgedankens als urspr�nglichen Grund zur Einf�hrung der Beschneidung �berhaupt anzunehmen und alles andere, wie religi�se Riten usw. als sekund�r zu betrachten geneigt ist, sind

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die beiden Sarasin (p. 52 fl-.) hinsichtlich der Inzision, der sie auf Celebes begegnet sind, anderer Meinung:

"Z�hneausschlagen (nur die Krone bei Knaben) ist gebr�uchlich, indem zuerst anges�gt und dann abgeschlagen wird. Die Knaben w�hlen die Zeit selbst. Da an allen M�nnern und Frauen die Operation vorgenommen wird, d�rfte sie urspr�nglich ein Opfer eines Teiles des K�rpers gewesen sein, als Ersatz f�r den ganzen K�rper, wie man das als Urgrund auch f�r die Beschneidung vermutet. Diese wird an allen Knaben vollzogen, indem man ihnen ein rundes H�lzchen unter die Vorhaut schiebt, und diese dar�ber der L�nge nach spaltet; entfernt wird sie nicht, es ist Inzision nicht Zirkumzision. Man zeigte uns die Wunde, ein sehr harmloser, aber gegen etwaige Phimose sehr n�tzlicher Einschnitt."

Zeller (p. 132ff.) bemerkt hierzu:
"Die Durchstechung ist uns von den Karesau-Insulanern berichtet. Bei Anla� dieser Operation f�hren sie allerdings an den �lteren Knaben zugleich auch die Zirkumzision aus, bei den 11-13 j�hrigen Knaben bleibt es bei der Durchstechung.: Die Zirkumzision wird an ihnen auch sp�ter nicht mehr nach.geholt. Dieser operative Eingriff am Geschlechtsglied, der zudem noch mit einem auf den Totem hinweisenden Instrument, dem Kasuarknochen, vollzogen wird, kann nun gewi� nicht als "operativer Vorbereitungsakt auf die Sexualfunktion des Mannes" ausgesprochen werden. Da die Vorhaut auch nach diesem Eingriff die Eichel bedeckt und sich folglich mit Ausnahme von einigen Narben am Gliede nichts ändert,(1) kann es sich hier nicht um eine Korrektion der Natur handeln, wie Heinrich Plo� f�r jede Beschneidung als urspr�nglichen Grund ansieht. Wollte man sich dieser Ansicht zuneigen, dann m��te in unserm Falle noch erkl�rt werden, warum die Zirkumzision bei den j�ngeren Knaben �berhaupt nicht ausgef�hrt wird, denn nur sie k�nnte eine Korrektion der Natur im Sinne von Plo� bedeuten. F�r die Durchstechung mu� der Grund auf einem andern Gebiete liegen.

1) Es findet insoferne eine �nderung statt, da� sich nun das Pr�putium ohne Hindernis zur�ckziehen l��t. (B.)

Die h�ufigste Art der Beschneidung ist die Zirkumzision. Sie ist zudem am bekanntesten, da auch die Juden diesen opera-

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tiven Eingriff an ihren Kindern vornehmen. Der Vorgang bei der Operation ist nat�rlich nicht bei allen V�lkern der gleiche, doch handelt es sich immer um eine Abtrennung der Vorhaut. (1) Die Erkl�rungsversuche darf ich als bekannt voraussetzen. Ich mu� zun�chst einige Feststellungen machen: Wir haben in unserem ersten Teil keine einzige Zirkumzision, die ohne besondere Riten (2) vollzogen wird. Diesen Riten den religi�sen Hintergrund abzusprechen, geht nicht wohl an. Sogar Plo� und Andree k�nnen sich diesen Tatsachen nicht verschlie�en, stellen aber die Behauptung auf, da� die religi�sen Riten f�r den Ursprung der Beschneidung nicht in Betracht kommen, sondern erst nachträglich dazu gekommen seien. Ihr Erkl�rungsversuch setzt voraus, da� die Beobachtung und k�hle �berlegung bei den Primitiven vor den religi�sen Gebr�uchen bestanden habe, denn die Korrektur der Natur als Ursprung der Beschneidung verlangt diese Annahme. Nun scheint mir aber ganz allgemein das religi�se Moment prim�r zu sein und das andere, wenn es �berhaupt zu halten ist, sekund�r. Wir werden uns mit diesen Zeremonien, die uns fast �berall zum Totemismus f�hren werden, noch sehr eingehend besch�ftigen. Einige Aufschl�sse geben uns noch die Handlungen, die mit der abgetrennten Vorhaut vorgenommen werden. Selten wird sie achtlos beiseite geworfen. Zumeist wird sie an einem besonderen Orte vergraben; dahin geh�rt auch die Vergrabung in einem Ameisenhaufen, wo die Ameisen die g�nzliche Vernichtung �bernehmen. Bei diesem Gebrauch mag in erster Linie die Furcht ma�gebend sein, irgend ein Zauberer k�nne die Vorhaut bezaubern und dadurch dem ehemaligen Eigent�mer gro�en Schaden zuf�gen. Auf das Geisterhafte weist aber der Brauch hin, die Vorhaut mit den Schwirren (Geisterstimmen) zusammen in eine Bergh�hle zu versorgen, wie es Frobenius von den Durru berichtet. Eine �hnliche Versargung nehmen nach Frazer verschiedene Austral-St�mme vor, indem sie die Vorh�ute in Totemb�ume, Totemfelsen und andere Totemzentren legen, welche als Aufenthaltsort der Seelen Verstor-

1) Nicht immer! Vgl. Merker �ber Massai, Luschan �ber Hottentotten, Bryk �ber Kikuyu. (B.)

2) Tessmann, Czekanowski, Kr�mer kennen Beschneidungsoperationen ohne Riten. (B.)

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bener gelten, die hier auf ihre Wiedergeburt harren. Bei den Hova mu� der Vater die Vorhaut mit einer Banane essen oder sie wird in ein Ban�nenblatt eingeh�llt einem Kalb zum Fressen gegeben.

"W�re die Zircumzision wirklich nur ein Vorbereitungsakt auf die Zeugung, h�tte es da einen Zweck, auf so merkw�rdige Art mit der Vorhaut zu verfahren? (1)

1) Die kultische Behandlung der abgeschnittenen Vorhaut ist etwas ganz Sekund�res, sp�ter von der magischen Vorstellung der betreffenden St�mme Diktiertes. (B.)

Die Subinzision ist auf Australien beschr�nkt. Da� auch hier Plo� und Andree mit ihrem Erk�rungsversuch nicht durchdringen k�nnen, braucht nicht n�her ausgef�hrt zuwerden. Wir kennen schon die Ansicht von C. Strehlow �ber diesen Punkt und wollen nun noch die Meinung von E. Eylmann (2) anh�ren:
"Bleiben wir zun�chst bei der Annahme, der Eingeborene h�tte die Subinzision in.der Absicht eingef�hrt, einer �berv�lkerung vorzubeugen. "Es wird wohl jedem einleuchten, da� der Eingeborene einzig und allein durch folgerichtiges Denken auf den Einfall, eine Spaltung des Gliedes werde zu einer Verminderung der Geburten f�hren, h�tte gebracht werden k�nnen. In diesem Falle m��te er nat�rlich �ber die Bedeutung der Samenfl�ssigkeit unterrichtet gewesen sein. Diese Voraussetzung trifft aber nicht zu.

"Sehen wir uns deshalb nach einer anderen M�glichkeit um, die zur Penis-Verst�mmelung gef�hrt haben k�nnte. Wie wir wissen, mu� sich der junge Bursch bei seiner Aufnahme in den Kreis der M�nner bestimmten, Peinigungen unterwerfen, von denen mehrere bleibende Verunstaltungen hinterlassen. Zu Peinigungen geh�rt auch die Spaltung des Gliedes. Der Leser wird mir wohl nicht widersprechen, wenn ich behaupte, da� diese h�chst schmerzhaft Operation lediglich (3) den Zweck haben k�nnte, die Burschen mit einem bleibenden Abzeichen zu versehen und sie durch hochgradige Einsch�chte-

2) Erhard Eylmann, Die Eingeborenen der Kolonie S�daustralien, Berlin, 1908, p. 120ff.

3) Qui tacet consentire videtur, daher widerspreche ich und verweise u.a. auch auf meinen Erklärungsversuch. (B.)

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rung zu gehorsamen Mitgliedern des Bundes zu machen, oder, wenn wir lieber wollen, "ihren Mut und ihre Standhaftigkeit zu erproben."

"Mission�re von Hermannsburg und Kitalpanina behaupteten mir gegen�ber, die jungen Burschen der Stationen lie�en sich nach der Subinzision nicht so oft Vergehen gegen die Sittlichkeit zu schulden kommen, als vor derselben, selbst wenn sie als "young men" noch jahrelang unverheiratet blieben.(1) Sollten sich die Mission�re nicht get�uscht haben, so k�nnte man aus ihrer Beobachtung den Schlu� ziehen, da� die geschlechtliche Erregbarkeit durch die Spaltung des Penis herabgesetzt w�rde."

1) Wieder ein falscher Schlu�, indem aus der angeblichen Wirkung auf eine falsche Ursache geschlossen wird. Durch die offizielle Aufnahme in den Kreis der Männer wird jeder Beschnittene (auch in Africa) ernster; er hat die Kleider der Flegeljahre abgelegt, sein Lebenslauf ist nun geregelt. (B.)

Strehlow und Eylmann gehen also im gro�en und ganzen einig, namentlich in der Ablehnung der Geburtenverminderung als Ursache der Subinzision. Wichtig ist der Punkt, da� sich die J�nglinge nach der Subinzision nicht mehr so viele sittliche Vergehen zu schulden kommen lassen, wie Eylmann berichtet. Strehlow gibt als Grund zur Beschneidung gerade diesen Punkt d. h. die Eind�mmung der geschlechtlichen Vergehen der Jugend an.

"Als letzte Art der Beschneidung ist die einseitige Hoden-Exstirpation zu erw�hnen. �ber die Glaubw�rdigkeit der Quelle brauche ich kein Wort mehr zu verlieren. Die Bedeutung dieser Beschneidung dr�ngt sich von selbst auf. Es ist eine Kastration, trotzdem ja nur ein Hoden ausgeschnitten wird.

"Damit geraten wir von selbst auf den psycho-analytischen Erkl�rungsversuch der Beschneidung im weiten Sinne. Wir kennen ihn schon, doch sei er der Wichtigkeit wegen in aller K�rze wiederholt. Die Psycho-Analyse sieht in der Beschneidung ein unbewu�tes Kastrations-Symbol, das die zum Inzest mit der Mutter hinneigenden Knaben verhindern soll, ihrem unbewu�ten Wunsche nachzuleben. Die Beschneidung (Kastration) wird von den M�nnern ausgef�hrt, da sie sich durch die unbewu�ten W�nsche der Knaben, die ja auf ihre

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Frauen (1) gerichtet sind, bedroht f�hlen. Durch diesen Akt wird der Beischlaf, somit auch der inzest symbolisch unm�glich gemacht und die feindlichen Regungen gegen die V�ter werden zwecklos. Wie wir gesehen haben ist f�r die Hoden-Exstirpation das Kastrations-Symbol gegeben.

1) Der Beschnittene, gleichviel ob verheiratet oder unverheiratet, richtet erst recht seine W�nsche auf fremde Frauen; vgl. Bryk, Neger,-Eros, p. 61. (B.)

"Bei der Subinzision bedarf der von Strehlow und Eylmann allerdings abgelehnte Erkl�rungsversuch, da� damit eine Verminderung der Geburten erzielt werden solle, nur der Ab�nderung, da� damit der Geschlechtsakt symbolisch �berhaupt verhindertwerden soll.(2) Dann haben wir auch hier das Kastrations-Symbol. Diese Behauptung bedarf aber noch einer St�tze, die uns Strehlow mit seinen ihm von den Eingeborenen selbst angegebenen Gr�nden f�r die Zirkumzision und Subinzision gibt. Danach m�ssen die in die "Flegeljahre" eintretenden Knaben durch die Beschneidung unter die Botm��igkeit der Alten gebracht werden; sie m�ssen zum Gehorsam erzogen werden. Die M�nner bek�mpfen also die aus den feindlichen Regungen herr�hrende Unbotm��igkeit. H�tten sie die Beschneidung nicht, so w�rden die Jungen die Stammesgenossen ermorden und auffressen (3). So berichtet die Sage von den Habichtsm�nnern. In die Psycho-Analyse �bersetzt hei�t diese Deutung: Wenn ihr M�nner den Knaben nicht beschneidet (kastriert), so wird er seinen feindlichen Impulsen folgen, euch t�ten und auffressen, wie es die S�hne in der Urhorde mit ihrem Vater getan haben.

2) Da die Subinzision bei allen M�nnern ausgef�hrt wird, so w�rde, nach Zeller, durch sie der ganze Stamm symbolisch am Geschlechtsakte verhindert werden, was Zeller kaum als beabsichtigt annehmen k�nnte.

3) Bei allen anderen primitiven V�lkern, die die Beschneidung nicht kennen oder abgelehnt haben, kommt man auch ohne Beschneidung aus. (B.)

"lm weitern soll die Beschneidung den geschlechtlichen Ausschweifungen der im gef�hrlichen Alter stehenden Knaben einen Damm setzen. Da� in dieser Zeit der Geschlechtsreife die Neigung zum Inzest besteht, was die M�nner gerade bef�rchten und verhindern wollen, ist bei dem Trieb zum Inzest, der bei den Australiern stark sein mu�, wie die komplizierten Heiratsverbote dartun, leicht verst�ndlich Durch

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eine Kastration w�rde ein endg�ltiger Damm gesetzt. Es mu� aber aus Gr�nden der Fortpflanzung beim Symbol bleiben. (1) Die zwei hier beleuchteten Punkte zeigen deutlich, da� die Beschneidung eine feindselige Handlung an den Knaben ist..
"Die zwei folgenden Punkte entspringen der Zuneigung zu den Knaben, denn es hei�t, da� die Zircumzision das Zusammenwachsen des Pr�putiums verhindern und da� die Subinzision die Knaben geschmeidig machen solle. Die Ambivalenz der Gef�hlsregungen macht sich geltend.

1) Also mu� die Kastration aufgegeben werden; das Symbol eines Surrogates ist wohl nicht effektiv, das ganze eine Kom�die, hinter die der inzestu�se Mensch leicht kommen mu�. (B.)

"Punkt f�nf gibt uns in einigen Z�gen eine Kopie der Freudschen Urhorde. Dort beansprucht der Vater alle Weibchen f�r sich, hier sind es die alten M�nner, die alle junge M�dchen und Frauen f�r sich behalten und den S�hnen lange �berhaupt keine und dann erst noch eine alte Frau zuteilen. Es ist klar, da� die alten M�nner, die die Macht haben, einen Brauch, der ihnen solche Privilegien gibt, nicht fallen lassen. Auf der anderen Seite m�ssen nat�rlich bei den Jungen, die sich der Heiratsm�glichkeit auf lange Zeit beraubt sehen, die feindlichen Regungen gegen die M�nner, welche ihnen die Frauen vorenthalten, �u�erst stark sein, ebenso wie ihr unbefriedigter Geschlechtstrieb. Die Gefahr f�r die M�nner ist also hier bedeutend gr��er, als bei anderen V�lkern, wo solche Beschr�nkungen nicht bestehen. M�glicherweise liegt darin der Grund, da� wir bei den Australiern zwei Beschneidungen, die Zircumzision und die Subinzision in Anwendung finden, w�hrend letztere sonst nirgends ausgef�hrt wird.
"Betrachtet man den Erfolg der Beschneidung, so ergibt sich wie Eylmann berichtet, tats�chlich die von den V�tern gew�nschte Wirkung. Die sittlichen Vergehen, worunter vielleicht Inzest-Vergehen inbegriffen sind, kommen nicht mehr so h�ufig vor; der Trieb dazu ist einged�inmt worden. Somit bewirkt das Symbol der Kastration eine notwendig in der Richtung des Sexualtriebes liegende Einschr�nkung.
" Es ist naheliegend, da� es sich bei den Australiern urspr�nglich keineswegs um einen Vorbereitungsakt auf die Sexualfunktion handeln kann. "Auch die Durchstechung, die ja bei den �lteren Knaben mit

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der Zirkumzision verbunden ist, l��t sich als Kastrations-Symbol nachweisen, indem sogleich nach der Operation den Kandidaten, auch den schon verheirateten, jeglicher geschlechtlicher Verkehr f�r eine gewisse Zeit ausdr�cklich verboten (1) wird. Hier wird also die Wirkung, welche die Beschneidung als Kastrations-Symbol haben sollte, durch ein Verbot k�nstlich erzeugt. Gerade dieses Verbot zeigt deutlich, was die V�ter eigentlich w�nschen. Die w�hrend der Weihe der Knaben auferlegte Enthaltsamkeit oder, wie man auch sagen k�nnte, die aufgezwungene sexuelle Impotenz verhindert sie ebenso, den Inzest zu begehen, wie es eine v�llige Kastration t�te. Dieses Verbot ist zeitlich auf die Weihe beschr�nkt, da es nachher nicht mehr n�tig ist, wenn die Knaben die infantilen Regungen verdr�ngt und sich mit den V�tern identifiziert haben. - Das Moment der von den V�tern auferlegten sexuellen Enthaltsamkeit ist sehr wichtig, da es in den meisten Knabenweihen vorkommt.

1) Dieses Verbot erstreckt sich fast �berall f�r alle Neubeschnittenen bis zur v�lligen Heilung. (B)

"Wenden wir uns noch nun den übrigen ... bekannten Erklärungsversuchen zu. Wir haben da zunächst die Gruppe der Forscher H. Ploß, R. Andree, H. Schurtz und L. Frobenius. Alle huldigen mit wenigen Abweichungen derselben Ansicht. Wir sind schon ohne Psycho-Analyse dieser Meinung entgegengetreten. Die Psycho-Analyse lehnt aber diese Erklärungsversuche nicht direkt ab. Wenn die Eingeborenen selber erklären, daß die Beschneidung den Zeugungsakt erleichtern, vielleicht sogar die Wollust erhöhen soll oder aus hygienischen Gründen vollzogen wird, so ist diese Motivierung nicht von vornherein von der Hand zu weisen.

"Gibt nun die Psycho-Analyse die Berechtigung dieser Motivierungen zu, so huldigt sie zwei Meinungen, die zunächst unvereinbar, ja sogar einander entgegengesetzt erscheinen. Durch die Ambivalenz der Gefühlsregungen, die in der Seele dei, Väter besteht, wird aber der Gegensatz leicht aufgehoben. Durch jahrhundertelange Verdrängung sind bei den meisten Völkern die feindlichen Regungen in den Vätern ins Unbewußtsein vertrieben worden und nur die freundlichen treten jetzt zutage. Heute erklären die Primitiven die Beschneidung

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als einen freundschaftlichen und wohlwollenden Akt, der den Knaben nützlich und wohltätig ist.

"Somit stützen sich Ploß und seine Anhänger in ihren Erklärungen nur auf die freundschaftliche Seite der Ambivalenz, während die Psycho-Analyse beide Seiten berücksichtigt. ... Es sind also auch heute noch beide Seiten der Ambivalenz zu konstatieren und schon aus diesem Grunde geht es nicht an, einen Erklärungsversuch aufzustellen, der sich nur an eine Seite hält.

"Der Erkl�rungsversuch von Otto Stoll wird uns nicht lange beschäftigen. Er sieht in der Beschneidung nichts anderes, als eine der vielen Arten von Qu�lereien, welche die Knaben w�hrend der Weihe auszustehen haben. Das Geschlechtsglied ist einfach ein Angriffspunkt mehr f�r blutige Eingriffe, - ... Mit dieser Ansicht steht Stoll ziemlich vereinzelt da."

Man k�nnte nicht alle anderen Qu�lereien mit der Beschneidung auf eine Stufe stellen. Da� auch jede der anderen Martern psychisch besonders determiniert ist, sei hier nebenbei erwähnt. In einigen Punkten ist Zeller mit dem Erkl�rungsversuche von B. Renz einverstanden; er stellt den religi�sen Standpunkt der Beschneidung fest und befindet sich damit auf einem gleichen Boden. - Zeller schreibt weiter:
"Dann folgt die Ansicht, da� das sexuelle Moment f�r den Akt der Beschneidung ma�gebend sei. Es handle sich dabei um einen Akt des Geschlechts- bezw. Fruchtbarkeits-Kultus."
"Die Psycho-Analyse lehne keineswegs eine solche Auffassung ab, nach ihr sei sie aber nicht die alleing�ltige, weil auch die andere Sitte derAmbivalenz ber�cksichtigt werden mü�te ...
Weiter hei�t es dann:
"Es ergibt sich hier die interessante Feststellung, da� je mehr die freundliche Seite der Ambivalenz sich ausbreitet, desto mehr wird die feindliche ins Unbewu�te verdr�ngt und desto h�her steht das Volk kulturell. Wichtig ist dabei der Hinweis auf Australien, wo sich freundliche und feindliche Seite gewisserma�en noch die Stange halten. ... Der Bundesgedanke, den Renz als Grund f�r die Beschneidung anf�hrt, kommt wiederum elter der ganzen Weihe, zu, indem die zugleich Eingeweihten dadurch ihr ganzes Leben miteinander verbunden bleiben. Die Beschneidung spiele in diesem Bunde

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insofern eine Rolle, da� sie das Bundeszeichen liefere. Obschon Blutsverbr�derungen vorrkommen, wie wir noch sehen werden, scheint mir doch. die Beschneidung nicht so motiviert werden zu k�nnen. Der Bundesgedanke tritt ja am ausgeprägtetsten bei der j�dischen Beschneidung auf, wo dieser den Bund mit dem Einen Gott darstellt. Man mu� sich aber h�ten von einer Beschneidung aus, die nur mehr ein Relikt einer ehemaligen Knabenweihe ist und zudem von einem auf einer hohen Kulturstufe stehenden Volke ausgef�hrt wird allgemeine Schl�sse zu ziehen."

Auch als urspr�ngliches Stammeszeichen kann Zeller die Beschneidung nicht gelten lassen. Es sei doch ein h�ufiger Fall, da� bei der gro�en Verbreitung der Beschneidung alle Nachbar-St�mme ein gleiches Stammeszeichen haben. Der Ansicht, da� die Beschneidung als Wiedergeburt aus dem Magen eines Geistes welcher durch allerlei Isolierhütten usw. dargestellt wird, aufzuweisen sei, wie sie Frazer und Renz verfechten, kann Zeller nicht beipflichten und zwar aus dem Grunde, weil in den meisten F�llen zuerst die Beschneidung kommt und dann erst die Isolierung von der Au�enwelt erfolgt. Frazers andere Argumente zur St�tzung der Wiedergeburt-Theorie wurden von Zeller ebenfalls kritisiert. Er m�chte in allen statt der Wiedergeburt eine symbolische T�tung des Jungen im Beschneidungsakte erblicken. Zeller setzt fort:
"Mit dieser Auffassung der Beschneidung als T�tungs-Symbol gehe ich weiter als es die Psycho-Analyse tut. Sie sieht in der Beschneidung nur ein Kastrations-Symbol und nicht eine T�tung ... Die Behandlung der Vorhaut nach der Beschneidung und andere Zeremonien m�ssen zu der Ansicht f�hren, da� die Beschneidung neben dem Kastrationsp�nkt auch ein T�tungssymbol. darstellt. Sie ist auch eine Opferung des Knaben und geh�rt demnach ebenfalls in das Kapitel des Haarabschneidens, der Zahn-Operationen, die Eingriffe am Ohrl�ppchen und am Septum usw. ... Nur wenige Quellen erw�hnen etwas �ber die Behandlung der Wunde." Meistens wird die Heilung der Natur �berlassen, selten ergreifen die Angeh�rigen Ma�nahmen, um den Heilungsproze� zu erleiehtern oder zu beschleunigen. In dieser Nichtbehandlung der Wunde liegt eine Absichtlichkeit, denn f�r andere Verwundungen kennen die Primitiven sehr wohl Heilmethoden.. Wenn

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uns aber zwei Quellen berichten, da� die Wunde nicht nur nicht behandelt, sondern sogar durch besondere Kr�uter vergiftet wird und den Kandidaten dadurch unertr�gliche Schmerzen zugef�gt werden, so sicht das gewi� nach absichtlicher Qu�lerei aus. (1)

1) Hier geht Zeller zu weit. Wer die urspr�ngliche Zubereitung der Nahrung der Primitiven kennt, die haupts�chlich aus giftigen Pflanzen besteht oder bestand, der m��te analog schlie�en, die Weiber, 'die'die Speise-zubereiteten, wollten ihre M�nner vergiften. Da� die Antiseptica wie Vergiftungen wirken, mag wohl auf den sehr primitiven Zustand der Heilkunde deuten, berechtigt jedoch noch nicht zu solchem Trugschlusse, wie ihn Zeller zieht. (B.)

Seinen psycho-analytischen Erkl�rungsversuch fa�t Zeller folgend zusammen:
"Die Beschneidung ist dort, wo sie ge�bt wird, stets in den Pubert�tsjahren ausgef�hrt worden. Wo sie heute in den ersten Lebensjahren oder Monaten vorgenommen wird, hat eine sekund�re Verlagerung des Brauches stattgefunden. Die Beschneidung ist ein Symbol f�r die Kastration, zugleich aber auch,ein Symbol f�r die T�tung und Opferung des ganzen Menschen.

"Die Zahn-Operationen bedeuten eine Opferung des Geschlechtsgliedes und im weiteren Sinne eine Opferung des ganzen Menschen. Sie sind Ersatzhandlungen f�r die Beschneidung. Mit dem Haarabschneiden wird ebenfalls eine Opferung des ganzen Menschen symbolisch dargestellt.
"Die T�towierung ist urspr�nglich als typische Ou�lerei eine feindselige Handlung der V�ter gegen�ber den Knaben. Sie hat sich im Laufe der Zeit zu einem Stammeszeichen und einem Versch�nerungsmittel entwickelt.
"Die Qu�lereien und Martern sind urspr�nglich ebenfalls feindselige Handlungen der V�ter gegen�ber den Knaben als Strafe f�r ihre unbewu�ten Inzest-Gel�ste und Mord-Absichten. Durch s�kulare Verdr�ngung ist aber die feindliche Seite der Ambivalenz der Gef�hlsregungen in den Seelen der V�ter mehr oder weniger ins Unbewu�te geraten, so da� heute in der Hauptsache nur mehr die freundliche Seite bewu�t auftritt. Sie erkl�rt diese Qu�lereien als Mut- und Standhaftigkeits-Proben, die zur Abh�rtung der Knaben dienen. Beide Erkl�rungen zusammen haben also Geltung, nicht aber eine allein. Die T�tungsriten, zu denen neben dem direkten Sym

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bol des Verschlingens auch die indirekten Symbole der Absonderung, des Schlafes, des Schweigens usw. geh�ren, sind die Wiedervergeltung, welche die V�ter unbewu�t an den S�hnen f�r deren Mord-Absichten aus�ben.. Wo die symbolische T�tung durch ein Ungeheuer oder einen Geist geschieht, identifizieren sich die M�nner mit diesem.

Der Geist, welcher �ber der Knabenweihe steht, ist in den meisten F�llen ein Totem durch ein Ungeheuer oder sonst eine Ahnenfigur. Es ergibt sich daraus, wie auch aus anderen Riten, da� das religi�se Moment urspr�nglich ein Hauptbestandteil jeder Knabenweihe gewesen ist.

Opferungen und Opfer-Mahlzeiten betreffen meistens Totem-tiere. Es soll durch die Übertretung des Verbotes, Totemtiere zu t�ten und zu essen, eine enge Verbindung zwischen den schon Eingeweihten und den Novizen entstehen.

Unter den Belehrungen, welche die Jungen erhalten, spielen die sexuellen eine gro�e Rolle. Namentlich wird der Inzest strenge verboten. Der Grund daf�r liegt in der Furcht der M�nner vor diesen Gel�sten im Knaben, deren Auswirkung ihnen gef�hrlich werden k�nnte.

Der Tanz-Unterricht bezweckt die Herbeif�hrung einer Identifikation der Knaben mit dem Geiste der Weihe.

Das Wieder-Erscheinen der Knaben aus der Absonderung in Form einer Wiedergeburt entspricht der primitiven Ansicht, da� die Seele eines Toten nur durch eine wiedergeburt wieder zum Leben gelangen kann, indem sie in den K�rper des Neugeborenen eindringt.

Die Knabenweihe in der Gesamtheit bedeutet einen gro�en, den Knaben von den V�tern auferzwungenen Verdr�ngungsproze�, dessen Durchführung zur Erhaltung des sozialen Verbandes notwendig ist."

Die Ethnologen haben Zellers Erkl�rungsversuch abgelehnt. (Anckermann.)
Wir haben uns absichtlich so ausf�hrlich wie m�glich mit den Knabenweihen, bezw. mit den aus ihnen abgeleiteten psychoanalytischen Spekulationen, befa�t, weil ohne sie das Problem der Beschneidung nur einseitig beleuchtet w�re. Die Beschneidung ist nun einmal mit den Knabenweihen auf das Engste verbunden und darf somit aus diesem historischen Zusammenhange nicht gerissen werden. Sie bildet heute das Hauptmoment der

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Knabenweihe. Wenn wir uns aber trotzdem der Auffassung der psycho-analytischen Schule nicht anschlie�en, so geschieht dies aus dem Grunde, weil wir glauben, nachweisen zu können, da� die Beschneidung selbst�ndig, und nicht als eine Folge der Knabenweihen aus ihnen, entstanden ist: aus rein physiologischen und psychologischen Momenten, die die Seele des primitiven Menschen beherrschen. Zuvor m�ssen aber noch die �brigen Erkl�rungsversuche kurz behandelt werden.

Nur auf Einzelf�lle pa�t der neueste Erkl�rungsversuch von Preuss (11):
"Langes gedeihliches Leben auf Erden scheint bei den Initiationsfeiern mit dem Weiterleben im Jenseits als selbstverständliche Folge verbunden gewesen zu sein. Das logisch zum Tode f�hrende sexuelle Element wird durch die Zeit der Feier w�hrend oder vor der Geschlechtsreife gekennzeichnet. Beschneidungen irgendwelcher Art an den Genitalien, soweit sie bei anderen V�lkern vorkommen, brauchen demnach zun�chst keine andere Idee einzuschlie�en, als die, ein Abzeichen und Gew�hr zu sein, da� der Beischlaf ohne die Folge des Todes vor sich gehen k�nne."

Fragt man einen Neger, warum er sich beschneidet, so gibt er meistens keine Antwort, weil er es nicht wei�. In vielen F�llen gibt er als Grund ein aesthetisches Motiv an: (Bryk, l p.55),es geschehe, weil es "maridati", weil es sch�n sei: also im weiteren sinne, weil es erotisch sch�n wirkt. Wenn auch sicher darin eine Erkenntnis liegt, die sich aus dem Beschneidungsbrauche ergibt, so ist die Erkl�rung an und f�r sich "magischer" Natur, weil sie Wirkung mit Ursache verwechselt. Eine �hnliche Erkl�rung erhielt Ludolf (Lib. III, c. I) vom abyssinisehen K�nig Claudius:

"Verum circumcisio nostra secundum consuetudinem regionis fit, sicut incisio faciei in Aethopia & Nubia et sicut perforatio auris apud Indos. Id autem quod facimus non (facimus) ad observandas leges Mosaicas, sed tantum propter morem humanum."

Also wird die Beschneidung ausdr�cklich in die Reihe von k�nstlichen, k�rperlichen Zierarten, Schmucknarben oder Ohrdurchl�cherungen gestellt und nicht aus religi�sen Gr�nden ge�bt. Noch Westermarck fa�t sie rein �sthetisch auf. "Die Verst�mmelungen h�rten, nachdem die Augen sich daran ge-

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wöhnt hatten, allm�hlich auf, fesselnd zu sein und ihre Vornahme wurde blo� infolge des Zwanges der Gewohnheit oder aus einem religi�sen Beweggrund fortgesetzt", bis sie von einem neuen Reizmittel, der Kleidung, abgel�st wurde. (Westermarck p. 204.)

Andrerseits wird von vielen V�lkern, die sich nicht beschneiden, der beschnittene Penis als h��lich empfunden. Die Antike hebt stets in ihren klassischen Bildwerken die lange Vorhaut besonders hervor, und noch in allerj�ngster Zeit versuchte Doiteau auf Grund einer Enquete, an der sich besonders K�nstler beteiligten, den Nachweis zu erbringen, da� der Penis mit dem r�sselartigen Fortsatze des Pr�putium �sthetisch wertvoller wirke als der beschnittene. Aus diesem Grunde erfand Doiteau (p. 73, f. 13) sogar ein neues Verfahren der medizinischen Beschneidung, bei der auch diese Note �sthetischer Bewertung des nicht enudierten Penis zur Geltung kommt: der beschnittene Penis soll m�glichst einem normalen (= unbeschnittenen) gleichen. Schon Zacharias, Bischof von Chrysopolis, erkl�rte die Vornahme der Beschneidung just am Membrum mit der Absicht, kein anderes sichtbares Glied schwach oder h��lich zu machen,
("ne aliud membrum aut debile fieret aut turpe, quid publice videretur")
und wollte - auffallend genug --- im Präputium den Sitz der b�sen, Lust
("... in parte illa magis dominatur cupiscentia")
erkannt haben. (Glasberg, p. 214 (nota 1)).

Auch v. Sydow leugnet die �sthetische Wertsch�tzung des beschnittenen Gliedes.
v. Sydow (p. 141) meint, man h�tte eigentlich mit dem Hinweis auf andere k�nstliche Reformationen menschlicher K�rperteile, etwa das Durchbohren der Ohren und Lippen, um dort Ringe und Pfl�cke einzupressen, auch wie,dort bei der Beschneidung eine �sthetische Einstellung feststellen k�nnen. v. Sydow setzt fort:
"W�hrend diese [Deformationen] n�mlich dazu dienen, dem jeweiligen Organ eine besondere Zierde im Lippenpflock, Ohrring usw. zu verleihen, also das Organ k�nstlich zu bereichern, scheidet dieser �sthetische Gesichtspunkt bei der Behandlung des m�nnlichen Geschlechtsorganes mit wenig Ausnahmen vollkommen aus - nicht um Schmückung, son-

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dern um eine Verletzung (1), die ihm beigebracht wird handelt es sich! Gewi� ist dies Organ, wie kein anderes, unvorbereitet, als besonderer Schmucktr�ger zu dienen. Aber es erscheint eigentlich frappant, da� man nicht immer mit ornamentierten oder sonst. kunstreich hervorgehoben Penisstulpe usw. mit gr��erer Betonung auf das wichtigste Glied am m�nnlichen K�rper hinweist (vgl. �ber Penisstulpe u. a. F. Luschan in Mitt.d. Anthr. Ges. Wien, 48 Bd. 1918, S. 67). Die Barockzeit Europas hat bekanntlich vor solcher Sichtbarmachung in der Kleidung keinerlei Scheu getragen. Vergleicht man die Sorgfalt, mit der die Naturv�lker sonst jedes ihrer Gliedma�en zu schm�cken flegen, mit dieser fast feindselig anmutenden Freude an der Verletzung des Phallus, so wird man gern die von psychoanalytischer Seite aufgestellte Theorie beachten, welche in der Beschneidung eine Gegenwehr der alten Generation gegen Inzest- und Mordw�nsche des heranwachsenden Geschlechtes sieht." (Th. Reik und M. Zeller werden angef�hrt.) "Ob die umfassendere Problematik naturv�lkischer Riten in allgemeing�ltiger Weise mit solcher Theorie aufgehellt Wird, kann f�r uns dahingestellt bleiben. Das Wichtigere ist ;die Frage nach dem Grunde der beharrlichen Unlust, das m�nnliche Glied durch Schmuck auszuzeichnen. Selbst wenn man jene Pubert�tsriten f�r gekl�rt erachtete, bleibt noch zu erkl�ren, warum nicht sp�terhin die altgewordene Generation ihren eigenen Organen an Schmuckfreude zuteil werden l��t, was sie, aus Furcht, bei der j�ngeren Generation unterdr�cken m�chte. Woran liegt der lebenslange Mangel in Schmuckfreude gerade bei dem wichtigsten Organ?

"Wir k�nnen uns mit dem Hinweis auf die Ausf�hrungen der Psychoanalytiker begn�gen, die in ihren Studien �ber die Naturv�lker darauf hingewiesen haben, da� in der naturv�lkischen Kultur der Beginn der Verdr�ngung der Sexualit�t zu finden w�re. Dieser Proze� ist es wohl, dem wir es zuschreiben m�ssen, da� mit besonderer Hartn�ckigkeit dem m�nnlichen Geschlechtsorgan die �sthetische Wertsch�tzung verweigert wird, auf welche es, logisch betrachtet, in hervorragendstem Ma�e Anspruch hatte."

1) Da� auch Verletzung schmückend wirken mag, l�ßt der Verfasser au�er acht; ich erw�hne blo� in diesem Zusammenhange die weit verbreiteten Schmucknarben. (B)

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Bei der Besprechung der Zahnverstummelungen (p. 146) kommt v. Sydow nochmals auf das eben angef�hrte Thema zur�ck. "Diese Zahnverstummelungen, die zum Teil einen sehr weitgehenden Umfang haben, f�hren zur�ck zu der Beschneidung. 'Denn sie haben mit dieser die Gemeinsamkeit, da� sie gro�en Teils keine Bereicherung und keine �sthetische Handlung bedeuten, sondern vielmehr das Gegenteil. Zahn und Phallus stehen nun in einer besonders engen Beziehung, insofern in Tr�umen der Zahn das m�nnliche Glied symbolisiert. (Freud: "'I'raumdeutung", ges. Sehr., 111, 103 ff.). Haben wir uns veranla�t gesehen, in der Beschneidung den Ausdruck der Verdr�ngung zu erblicken, so haben wir allen Grund, das gleiche motiv als innersten allgemeinsten Grund für die Zahnverst�mmelungen zu behaupten. In beiden F�llen �u�ert sich die Antipathie gegen das Sexuelle auf so radikale Art, als es die R�cksicht auf Lebenserhaltung noch gerade zul��t."

Der aesthetische (erotisierende) Trieb ruht nicht; schlie�lich wird bei Ausbreitung der Tatuierungssitte auch die Glans in die Sph�re der zu verzierenden K�rperfl�chen einbezogen. Hier�ber berichten u. a. Gerland, Joest und Adachi. Auch die Penisfutteralle werden aus �hnlichen Motiven getragen.

Nach Gerland (Waitz) ist es auffallend, "da� die Polynesier so ungemein schamhaft in Beziehung auf die Eichel sind und dennoch pflegen sie dieselbe durchaufschlitzung der Vorhaut zu entbl��en und z. T. (in Tonga) die dadurch erst entblö�te Eichel zu tätuiren."

Nach Gerland liegt der Scheu vor dem Anblick der Eichel nicht Sittsamkeit, sondern Religiosit�t zu Grunde dieser Teil war Tabu und sein Anblick ein Frevel. Gerland meint die Eichel habe man als vorz�glich lebenspendendes Glied, wie den Nabel (der auch Tabu wird) als Ausgangspunkt des Lebens betrachtet, daher hat man diese Teile urspr�nglich mit dem Bilde oder Zeichen des Gottes versehen.
"Man schlitzte die Vorhaut auf, um den den G�ttern besonders heiligen, lebensspendenden Teil nicht zu verh�llen, aber wohl erst viel sp�ter, als sich die polynesische Eigent�mlichkeit streng entwickelt hatte, band man ihn wieder zu, um den Teil, der wegen seiner Heiligkeit streng Tabu, d. h. den G�t-

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tern angeh�rig war, den Blicken der Menschheit zu entzichen, damit kein Bruch des Tabu entstehe." (1)

1) Bei den Einwohnern von Nukahiwa wird die Vorhaut �ber die Glans vorgezogen und mit einer Schnur zugebunden (vg . U. Lisiansky, p. 86). (B.)

In einer Fu�note bemerkt hierzu Waitz: "Auch die j�dische Beschneidung ist im wesentlichen nicht anders aufzufassen. Man sicht hier deutlich den Zusammenhang: f�r die versprochene Nachkommenschaft wird Gott das lebensspendende Glied geweiht."

Joest (p. 66) erwahnt ebenfalls, da� die Genitalien tätowiert werden. Adachi (p. 356) berichtet �ber einen japanischen W�rfelspieler, der auf seiner Eichel drei kleine, blaue Punkte hatte, die sich bei der Erektion als drei M�cken erwiesen. Er war besonders stolz auf diesen Zierrat, weil er sich die Tätowierung am eregierten Gliede machen ließ

Warum oder wieso die entbl��te Eichel als aesthetisch wertvoll betrachtet wird, das wird sich bei Behandlung des phallischen Motives ergeben. Jedenfalls sei schon in diesem Zusammenhange erw�hnt, da� die Beschnittenen nicht ungern ihre Genitalien zur Schau tragen. 'Ich sah wiederholt beschnittene Sebeyi im Gespr�ch mit Frauen mit ungeniert aus ihrer "Toga" h�ngendem Penis. Und nach Johnston geh�rt dieser Exhibitionismus sogar zum guten Tone bei den Massai (Westermarck, p. 187).

K. T h. Preu� hat aus der T�towierung der Glans einen originellen Erkl�rungsversuch, der rein magischer Natur ist, abgeleitet: "Betrachten wir zun�chst den Fall der T�towierung von Geschlechtsteilen --- und wir mussen dabei zugleich in die Körperteile in der N�he der Geschlechts-Organe bis zum Oberschenkel und zum Bauchnabel denken. Da ist es zun�chst notwendig, sich von der Idee frei zu machen, der Urmensch habe diesen nat�rlichen, tierischen, Proze�, der fast so gew�hnlich ist wie der Stoffwechsel entsprechend als etwas selbstverst�ndliches, Nat�rliches angesehen. Richten sich doch alle zauberischen Pubert�tsgebr�uche, die wir kennen gelernt haben, in erster Linie auf den geschlechtlichen Akt. Und es ist bezeichnend, da� gerade unmittelbar vor dem Coitus Reinigungen - offenbar zur Erh�hung der Zauberkraft - statt-

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finden. Der Akt war also etwas Zauberisches, sowohl der damit verbundenen Erregungszust�nde wie der Ergebnisse des Beischlafs wegen."

"Wenn wir also die Schamteile t�towiert finden, so m�ssen. wir an alle diese Zauberwirkungen der Geriital-Offnungen, vorzugsweise nat�rlich an den "Zauber" der Kinder-Erzeugung denken, die bei der Pubert�t auf einmal mitgeteilt -werden sollen. Und wenn nicht etwa der Glaube bestand, da� der J�ngling die Zauberkraft durch die Zeremonien ganz und gar neu erhalte, so doch mindestens die Idee, man m�sse die latenten Zaubereigenschaften durch nachhelfende Zaubermittel zur funktion wecken und sie erh�hen. Mit einem Schlage werden da z. B. die verschiedenen Arten der Beschneidung klar, die auf ganzen Welt zu finden ist. Wird doch noch heute hier und da von den Eingeborenen direkt angegeben, da� sie zur Kinder-Erzeuguiig helfe."

Selbst "Scheu vor der Prima nox" wurde in einen Zusammenhang mit der Baschneidung gebracht. (Honigmann.)

Ganz eigenartig, wenn auch im Sinne einer physiologischen Erkl�rung, klingt die Deutung Dr. Jacobus X..., der die betr�chtliche L�nge des Negerpenis ein gewisses Abh�ngigkeitsverh�ltnis von der Beschneidung setzt.

Genauere Angaben �ber die Länge des Penis der Neger findet man beim franz�sischen Arzte Jacobus X .... Trotz seiner betr�chtlichen Länge (-Jacobus X ... bezeichnet daher diese "wahrhaft f�rchterlichen Maschinen als Schrecken aller schwarzen Weiber" -) schwillt der penis verh�ltnism��ig schwach und wird auch nie so hart wie beim Europ�er, dem Hindu und Chinesen, sondern bleibt vielmehr so weich wie ein schwarzer, elastischer Kautschuk.

Als wahrscheinliche Ursache solch starker Penisausbildung sieht Jacobus X. die Beschneidung an.

Karsch (p. 123) bemerkt hierzu:
"Da jedoch Beschneidung auch bei vielen V�lkern �blich ist, ohne zu ann�hernd �hnlicher Bildung Anla� zu geben, wird wohl dem Rassencharakter der wesentliche Einflu� zuerkannt werden m�ssen."

Nach Jacobus X... wird unter der Negervorhaut nur eine geringe Menge talgartigen Smegmas angetroffen; er l��t es da-

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hingestellt, ob Sauberkeit oder eine physiologische Eigent�mlichkeit die Ursache davon sei. Die noch unbeschnittene Vorhaut bildet beim Neger ein der Eichel vorgelagertes Polster.

Die Verfechter der Cui-bono-Erw�gung, die hinter jeder menschlichen Einrichtung stets den N�tzlichkeitsgedanken wittern, haben wir bereits erw�hnt. F�r sie steht die Utilit�t im Vordergrunde; sie bestimmt die Beschneidung, die den Zweck hat, prophylaktisch verschiedene Krankheiten (Phimose, Eicheltripper, Balanitis usw.) abzuwehren. Der Erkl�rungsgrund von Michaelis und Sachtleben geht noch weiter, er erblickt in der Beschneidung ein Verwahrungs und Heilmittel der Masturbation. Michaelis (p. 39) erfuhr von einem anonymen "Kenner der Natur", . da� die Beschneidung die Selbstbefleckung verhindere ... die Selbstbefleckung sei den Beschnittenen vermutlich zu schmerzhaft. Ankn�pfend an diesen heilsamen Befund fragt Michaelis:

"warum Gott ein wohlt�tiges Gebot, das das Verwahrungsmittel gegen ein so schreckliches und durch die gr��te Sorgfalt der Eltern und Aufseher nicht gewi� zu hinderndes Laster vorschrieb, im neuen Testament abgeschafft hat und nicht lieber durch die christliche Religion allgemein gemacht habe? oder warum er nicht unsere Natur in der ersten anlage besser geschaffen, und bei Menschen zur Regel gemacht habe, was jetzt nur seltene Ausnahme ist, ohne hervorstehende Vorhaut geboren zu werden?"(1)

1) Diese Erw�gung erinnert uns an die Frage der Skeptiker (Origines) und die an Rabbi Hosajah (laut Beraschith Raba, Kap. II) gestellte, warum Adam nicht gleich ohne Vorhaut geboren wurde. "Der Mensch" so-lautete die Antwort des Weisen, "mu� sich selbst vollenden und zu dem machen, was er von der Natur sein soll." - �brigens hat schon Darwin - wahrscheinlich auf Grund einer �hnlichen falschen Fragestellung - darauf aufmerksam gemacht, da� trotz der jahrtausend alten Beschneidung immer noch die Juden mit Vorhaut auf die Welt kommen. Warum sich das Beschnittensein vererben sollte, leuchtet einem klaren Denker, der das Wesen der Vererbung kennt, nicht ein. Nur einem prälogischen Denken k�nnte so ein Gedanke entspringen. (B.)

Michaelis bezweifelt aber nach langen Erw�gungen die Effektivit�t der Beschneidung als hinderndes Präsevationsmittel gegen Masturbation

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"Ob ich gleich gerne glaube, da� es vielleicht einige einzelne Gattungen der Selbstbefleckung (1) geben mag, die einem Beschnittenen schmerzhaft werden."

1) Also Michaelis kennt verschiedene Modi von Masturbation, die er "die S�nde der Affen" nennt. Warum nicht der Menschen? Das Mannstuprieren der Affen wurde ja im Freien nicht beobachtet und h�ngt, wohl mit ihrer Gefangenschaft zusammen. (B.)

Sachtleben (p. 107) ist noch viel apodiktischer als Michaelis in bezug auf die wirksamkeit der Beschneidung. Er schreibt (p. 103):

"Es kann die Beschneidung - als Verwahrungsmittel und Heilmittel der Selbstbefleckung - nicht blo� an Kindern, sonderni auch an J�nglingen und selbst Erwachsenen ohne alle Lebensgefahr oder einen sonstigen Nachteil der Gesundheit vollzogen werden... ungleich kr�ftiger - und viel leicht unter allen Mitteln das wirksamste - d�rfte wohl die Beschneidung sein.... Es ist die mit der Selbstbefleckung oder Manustupration der Beschnittenen verbundene schmerzhafte Empfindung (2) gar zu stark, als da� sie nicht die mit diesem Akte zugleich kombinierte Wollust weit �berwiegen sollte. Dieser Schmerz mu� aber ganz nat�rlich um so gr��er und unausbleiblicher sein, je reizbarer die Eichelkrone corona glandis - des m�nnlichen Glieds, und je st�rker die von der verk�rzten Vorhaut bei der Erektion erzeugte Spannung ist und sich der woll�stigen Friktion der Eichelkrone, widersetzt."

2) Sachtleben beruft sich auf Michaelis Anonymus. (B.)

Er nennt diese ganz unhaltbare Auffassung "meine Lieblingshypothese. Noch im Jahre 1842 spukt diese phantastische Auffassung. Der Franzose Lallemend (p. 161) erblickt in der Beschneidung ein n�tzliches Mittel "gegen unfreiwillige Samenergießungen", deshalb hat er selbst die Beschneidung gegen Pollutionen eingef�hrt.

Auch nach Jacobus X... scheint der beschnittene Neger weniger zur Onanie zu neigen als der unbeschnittene. Nach diesem Autor kommt beim Senegal-Neger Masturbation nur sehr wenig vor. "Die Reibung der leicht reizbaren Schleimhaut der Eichel des beschnittenen Gliedes erfordere ja zur Samenentleerung erheblich l�ngere Zeit als die Kopulation. Nur der unbeschnittene

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Senegalbursche masturbiere, indem er die Vorhaut zur betr�chtlichen L�nge ausziehe. Sei er aber beschnitten, halte er masturbieren f�r schimpflich; auch st�nden ihm dann ja zur Befriedigung seiner sexuellen W�nsche Weiber genug zur Verf�gung. " (Karsch, p. 170).

Die Behauptung, da� Beschnittene nicht masturbieren oder sogar nicht masturbieren k�nnen, ist grund falsch. Unter den Juden.ist die Manustupration stark verbreitet (man vergleiche in diesein zusammenhange den Segenspruch des Mohels (1)) desgleichen unter den islamitischen Indern, bei denen sie "jalakh" (sprich "dschelach") hei�t und meistens so ausgef�hrt wird, da� bis zur Einstellung des Orgasmus am Frenulum hin und hergezupft wird, was auch beschnittene Arier in Europa tun. Auch ein beschnittener Neger (Sebeyi) onanierte in meiner Gegenwart. Im �brigen verbietet der Talmud das Onanieren bei Mann und Weib (Wunderbar, p. 27). Danz, der sich bem�hte, Sachtleben zu widerlegen, verf�llt in eine gegenteilige �bertreibung wenn er behauptet, da� die Beschneidung sogar zur Manustupristion verhelfe. Er machte die Beobachtung, da�
"Kinder, die von Natur eine kurze Vorhaut, und eine stark entbl��te Eichel (2) hatten, Manustupristen wurden."

1) Vergleiche diesen Segenspruch: Seite 40.

2), Sie hatten gerade in Folge der Masturbation die Vorhaut zur�ckgezogen und die Eichel entbl��t (B.)

Die Beschneidung gebe vielmehr Anla� zur Selbstbefleckung, anstatt sie zu verhüten. �hnlich �u�ert sich Salomon, der selbst beschnitten war. Salomon (p. 26) glaubt nicht nur nicht daran, da� durch Beschneidung die Masturbation unm�glich gemacht wird, sondern lies
"es l��t sich im Gegentheil wohl annehmen, da� durch die leichtere Zug�nglichkeit der blo�gelegten Eichel und, durch die st�rkere Friktion, welcher dieselbe ausgesetzt ist, der Reiz vergr��ert und die Onanie nur noch gef�rdert werden k�nnte; obgleich sich auch wiederum der Einwand machen lie�e, da� die seit der Kindheit schon entbl��te Eichel dadurch an Empfindlichkeit bedeutend abgenommen haben m��te. Jedoch die Resultate, in Bezug auf das Vorkommen dieses �bels, haben noch keine wesentlichen Vorteile ergeben, und so scheint hiermit das Gebot der Beschneidung in keinem Zusammenhang mit der Onanie zu stehen."

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So kommt nun der Erlzl�rungsversuch von Tessmann (p. 99-101), der magisch ist und dem ein mimetisches Motiv (wie fr�her bei Philo) zugrunde liegt: und zwar die Schlange. Der Neger oder Primitive bem�ht sich, sein Glied dem heiligen Tiere, mit dem er seinen Penis identifizierte, �hnlich zu machen.

"F�r die Beschneidung sind die religi�sen Beweggr�nde offensichtlicher und werden �brigens von vielen V�lkern angef�hrt. Von den Pangwe wird allgemein betont, da� sie besseres. "Aussehen" (1) dazu bestimmt h�tte, aber wie kam man darauf, da� es besser "auss�he", wenn das Glied beschnitten sei? ,Die Beantwortung ergibt sich aus dem S. 26 erkl�rten Gedanken des "ersten Menschen", die geschlechtliche Sünde mit der Schlange zu entschuldigen, und aus der Annahme, man h�tte die �hnlichkeit zwischen dem Glied und der Schlange durch die Beschneidung noch st�rker auspr�gen wollen. Man k�nnte sagen, die altj�dische Ausdrucksweise, die Beschneidung sei ein Bund mit Gott, trifft Vollkommen das Richtige, denn da Gott die Schlange geschickt hat, von der alle S�nde kommt, so ist tats�chlich zwischen beiden'eine Verbindung, ein Bund, hergestellt. Weil sie von gleichen Anschauungen herkommen, fallen bei Vielen Negern Beschneidung und Kulte zusammen, so da� mani von wirlklichen Beschneidungsfesten reden kann. Bei den Pangwe ist das nicht der Fall, die Beschneidung wird ganz unabh�ngig von den Kulten und �ffentlichausgef�hrt.

1) Die Neger selbst gaben Tessmann somit ein �sthetisches Motiv an. (B.)

Nach Tessmann ist die Schlange einfach die Personifizierung des Penis, was sich aus seinem Pangwer�tsel ergibt:
"ebo nkok, e mine fe, i"
Verdorbener, niedergefallener Baumstamm wohinein kriecht (sich schiebt) eine Nashornschlange" (2)

2) Bilis nasicornis Shaw

Ich nannte Tessmanns Erkl�rungsversuch magisch, weil er ganz wie ein Primitiver von der Wirkung auf den Ursprung, den Antrieb, schlie�t. Der ganze Schlangenkultus ist auf ein �hnliches pr�logisches Kombinieren zur�ckzuführen. Wegen der �u�erlichen �hnlichkeit der Schlange mit dem Phallus wurde sie �fters mit ihm verwechselt und der Schlangenkultus

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konnte auf diese Weise mit dem Phalluskulte, dessen Derivat und Abklatsch er ist verbundenwerden; demzufolge glaubte man, da� der Ahne in der Schlange schlafe und unter dieser Form das Weib besuche:
"Man findet diese �berzeugung bei den Nandi von Afrika, die die Schlange t�ten, aber diejenige schonen, die neben dem Bette (1) eines Weibes schl�ft."
"Sie ist stets willkommen und man bietet ihr Milch (2) an. Von ihrem Besuche erwartet man als Folge eine Schw�ngerung bezw. Geburt." (Harnik, Rollet)

1) Die Nandi schlafen in keinem Bette, sondern auf der Kuhhaut. (B.)

2) Als ich bei den Nandi mehrere Monate verweilte, wurde mir �ber die Riesenschlangen Folgendes berichtet: "Wenn man der Schlange "gjalagvit" kein Bier gibt, so verschlingt sie Menschen. Wenn der Moran (Beschnittener) zum Tanz geht und sie an der Wurzel eines Stammes bemerkt, so l�uft er davon. Darauf kommen die Alten (boyot) mit einer Sch�ssel voll Bier; sie trinkt das Bier aus, schl�ft zwei Tage und geht dann ihres Weges." (B.)

Stekel (p. 111) bemerkt:
"Die Schlange ist vielleicht das bekannteste Phallus-Symbol, das es.�berhaupt gibt. Die Suaheli-Frauen (Deutsch-Ost-Afrika) haben in ihrer eigenen Privatsprache das Wort Schlange f�r Penis." (3)

3) Bei den Italienern hei�t er noch heute bald anguilla (Aal), bald serpente (Schlange), bald pesce (Fisch) (Majocchi, p. 443). (B.)

Stekel erinnert dabei an eine Skulptur aus Neu-Guinea im Berliner V�lkerkunde-Museum, die ein Weib darstellt, aus deren Vaginal-Orificium eine kleine, runde Schlange mit kleinem Kopf, der einem Penis sehr �hnlich ist, hervorlugt. (Stekel, p. 60).
"Die ist wohl das h�ufigste Penis-Symbol, kann aber auch f�r das weibliche Genital stehen. (p. 60.)
"Die Schlange ist ein exquisit männlichen Sexual-Symbol und steht f�r den Phallus. Sie kann auch weiblich gebraucht werden, da ja alle Symbole bisexual sind."

Die moderne Traumdeutung hat auch f�r Schlangentr�ume, die bei Frauen keine Seltenheit sind, eine phallische Erkl�rung. (4) (Stekel, p. 111.)

4) Stekel berichtet von einer gro�en Schlange (= erigierter Penis), der einer Dame Angst einjagt. Aber auch der Regenschirm (p. 21) ist ein phallisches Symbol. Abgebrochener oder geschnittener Griff des Schirmes -sei eine Anspielung auf die Zirkumzision!

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Der erigierte Penis hat auf die Einbildungskraft und Vorstellungswelt der Menschheit stets als Symbol des auferstehenden, fruchtenden Lebens gewirkt und wurde daher �berall als Phallus angebetet. Die Beschneidung steht unbedingt mit diesem Kulte in engster Beziehung. Vatke (p. 380) sagt:
"Selbst die Beschneidung konnte vom syrischen und ph�nizischen Culte ausgehen oder sich wenigstens leicht an ihn schlie�en (1), ohne da� dabei die Vorstellung von der androgynischen Natur des Gottes zu Grunde lag. Denn da der Geschlechtsproze� als Hauptmoment des g�ttlichen Lebens angesehen wurde, und das Geschlechtsorgan wie der Phallusdienst zeigt, als heilig gilt, so konnte sich leicht daran die Vorstellung von einem g�nzlichen oder partiellen Opfer desselben kn�pfen, und man braucht kaum anzunehmen, da� die sp�tere Beschneidung Surrogat fr�her �blicher Entmannung (im Sinne der Cybele- und Rheapriester) gewesen sei."

1) Den wahrscheinlichen Ursprung der Beschneidung kann man nur aus dieser Grundansicht erkl�ren, da andere Motive, Fruchtbarkeit oder Reinlichkeit, die strengere Pr�fung nicht aushalten."

Es ist wertvoll f�r die weiteren Untersuchungen, da� selbst f�r die Israeliten nicht nur der Phalluskult nachgewiesen wurde, sondern die Beschneidung in eine Abh�ngigkeit von ihm gestellt wurde. Benzinger (p. 121) gedenkt der Beschneidung, als eines Mittels, durch welches man den Gedanken der Weihe an die Leben zeugende Naturkraft (Istar-Astoret, Tammuz-Adonis, etc.) zum Ausdruck, brachte. Dazu stimmt aufs beste, da� bei den meisten V�lkern die Beschneidung in Beziehung zur Verheiratung steht. Auch in Israel wurden urspr�nglich nicht die Kinder, sondern die mannbaren J�nglinge beschnitten. (Josua, 5, 2-9, Gen. 34, 4-25). Sie h�ngt also bei den Israeliten urspr�nglich keineswegs mit dem Jahwekult zusammen."(2)

2) Von mir gesperrt! Es ist wichtig da� dieser Befund endlich in das Bewußtsein der Autoren , die sich mit der hier behandelten Materie befassen, eindringe, damit einmal mit der bisherigen spekulativen, unkritischen Behauptung vom monotheistischen Ursprung der Beschneidung aufger�umt und erkannt werde, da� sie offenbar vom Phalluskult herr�hre. (B.)

�ber die Schlange und ihre Beziehung zum Pr�putium wurde bereits mitgeteilt. Bei den Kabbalisten hie� es ja:
" die Vorhaut r�hre her von der ersten Schlange, welche Adam

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und Eva verf�hret daher die Cabbalisten Tr�umen." "Die Schlange soll Erde fressen. Die Vorhaut seye Mecach hannachasch hakadmoni, d. i. von der Kraft der ersten Schlange, mithin m�sse man auch die Vorhaut der Schlange wiederum zu essen geben." (Bodenschatz, p. 67). - Auch "dem Stamme Levi hatte man eine weite ophische Abstammung zugeschrieben, und er hatte faktisch als Totem eine Schlange" (Majocchi, p. 443).

Es ist auch kein Zufall, da� gerade der Stamm Levi nach Preu� die Beschneidung beibehielt, obwohl die anderen sie l�ngst abgeschafft hatten. �brigens lese man bei Dulaure über den Phalluskult der Juden nach.

Ein Zusammenhang zwischen Phalluskultus und Beselineidung findet sich bei Johnston angedeutet: Karsch sagt dar�ber (p. 158-159): "nach H. H. Johnstons Schilderung ist wohl nirgends in Afrika der Phallusdienst so offen und allgemein wie am Stanley Pool. In den W�ldern gibt es wunderbare Tempel aus Stroh und Holz, die das Phallus-Symbol bergen. Mit dem Phallusdienst sind, soweit der Gew�hrsmann es in Erfahrung zu bringen vermochte, keine wirklich unz�chtigen Zeremonien verbunden, wenigstens sind die Symbole in den Augen der Eingeborenen Gegenstand blo�er Ehrerbietung. Die an den Einweihungsfesten. teilnehmenden Knaben werden beschnitten und es sind bei der Weihe, die ein Phallusdienst ist, anscheinend nur M�nner zugegen. Sie hei�en Inkimba, sind Knaben von 14 und M�nner bis 40 Jahren; sie bilden eine Art von Freimaurerbund, der gewisse Pa�worte oder Kennzeichen f�hrt und auch eine Art Geheimsprache hat, wie einige australische St�mme."

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Chapter Three
ANTHROPOLOGY
The Origins of Routine Male Circumcision
Phimosis Through the Ages
Bryk

reference: https://www.male-initiation.net/anthropology/bryk/bryk_de4.html
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