Deutsches Willkommen Seite
The discussion and summary of Ploss is
only in English
The English Translation
PLOSS
DER URSPRUNG DER
MÄNNLICHEN BESCHNEIDUNG
(Die ursprünglichen Fassung ohne Einfuhrung)
(Please, never do with my work what Renz did to Ploss!)
Introduction
"Das Kind" by Ploss was first published in 1876, it was
reissued in 1882-84 and Ploss died in 1885. In 1912, Renz revised
his work. Since then the updated version from Renz has been frequently
reissued, (2 copies are easily available in Hamburg Libraries) -
meanwhile the original version from Ploss went out of print. Jensen (43), Weiss (95),
and apparently every modern researcher who refers to Ploss use only
Renz`s revised version for their research. After a year long wait,
a rare 1884 edition of the original Ploss, (pages crisp with age,
held in form with elastic bands), eventually arrived from Göttingen,
... and so I came to open this old treasure chest and discover the
wealth of information which had been overlooked ...
In the 1912 version Renz concludes Plosses thoughts as follows:
" ... und so wäre denn anzunehmen,.
daß die so weit verbreitete Beschneidung auf einer irrtümlichen Überschätzung
ihrer Wirkung auf die Zeugung beruhe. " (39). But it is only Renz who so generalises fertility. Ploss
actually only mentions fertility in connection with the Jewish practice;
his main discussion concerns many other aspects of sexuality, Ploss:
(absatz 4) "Somit fasse ich
die ursprüngliche Tendenz der Beschneidung auf als den operativen
Vorbereitungsact auf die Sexual-Function des Mannes". - but
please read his text yourself rather than any interpretations.
Der Text wurde von Ploss im Deutsch des 19. Jahrhunderts geschrieben.
Zum besseren Verständnis habe ich die unglaublich langen Absätze
geteilt. Vermutlich wurden die Umlaute am Wortanfang als Ue Ae und
Oe gesetzt einfach weil die Drucklettern Ä Ö Ü nicht
in den Abstand der zeilen passten.
Dr. med. Heinrich Ploss
DAS KIND
In Brauch und Sitte der Völker
2.Auflage 1. Band, Th. Grieben's Verlag (L. Fernau) 1884
XIV Kapitel: Traditionelle Operationen am Kindeskörper
Theil 17: Die Beschneidung bei Knaben (Circumcisio). Seite :
342-372
S. 345-346
In den heiligen Schriften der Juden ist nirgends eine hygienische Absicht
betont; und wenn man die Sache als hygienische Maassregel auffassen
will, so lag doch eine solche Auffassung Abraham, Moses, Josua, sowie
den Propheten fern. Wenn bei und mit ihr von "Reinigung" gesprochen
wird, so wollte man in ihr nur das Zeichen von Glaubensweihe und Sündenreinigung
erblicken. Trusen sagt ganz richtig: "Die Beschneidung, als Schutzmittel
gegen Krankheit gedacht, ist wider den Bibeltext, darin einer solchen
Veranlassung nicht gedacht wird." (J.P. Trusen, die Sitten, Gebräuche
und Krankh. der Alten Hebräer Breslau 1853) Allerdings wurde
bei den Juden die Beschneidung als ein Reinigungsact aufgeführt,
ebenso wie bei anderen orientalischen Völkern, z.B. den Aegyptern;
(1. B. Moses 12. Cap. 12. 14. 15.) auch hiess bei den Arabern
die Beschneidung tuhûr, tahir, d.i. Reinigung.
Dagegen schwebte, wie ich glaube, Denjenigen, welche die Beschneidung
im Volke der Hebräer einführten, mögen sie nun nach
der Sage Abraham oder sonstwie geheissen haben, die Idee vor, dass
die Circumcision den Coitus erfolgreicher für die Befruchtung
mache; denn es heisst in der Bibel: "Durch die Beschneidung stellte
Gott ihm reichliche Nachkommenschaft in Aussicht"
S. 367-370
Absatz 1
Ueber den Ursprung und Zweck der Knaben-Beschneidung wurde viel gestritten.
Vor allem hat man die Beschneidung vielfach als eine sanitäre
Massregel aufgefasst. Es ist in dieser Beziehung nicht zu läugnen,
dass das Fehlen der Vorhaut, sei es in Folge angeborener Missbildung,
sei es durch zufällige Verwundung, sei es durch absichtliche Wegnahme
weit mehr Vortheile als Nachtheile bringt, (Prof. Pitha in Virchow's
Handb. der speciellen Pathol. und Therapie. VI. 2. Ab Erlangen 1856-1865
S.4) indem einerseits die hohe Empfindlichlkeit der Eichel, anderseits
die Neigung zu Excoriationen und Entzündung aufgehoben wird.
Die Reinhaltung der Oberfläche der Eichel wird erleichtert,
die Ansammlung und Zersetzung des Schleimes (Smegma) wird verhindert,
Eicheltripper wird vermieden und Geschwüre (namentlich syphilitische)
können weniger leicht Fuss fassen. Daher meinen auch manche Aerzte,
"dass die Abwägung aller dieser Vortheile und Nachtheile seinerzeit
der einzige Grund zur Einführung die Beschneidung abgegeben haben
möge, und dass sie somit im Orient und in heissen Ländern
überhaupt bei wirklich verlängerter Vorhaut ihre Berechtigung
hatte" (Prof. Podrazki in Billroth's und Pitha's Handb. der Chirurgie.
Krankh. d. Penis S.6.) (Aus diesen Gründen hat man von verschiedenen
Seiten die allgemeine Einführung der Beschneidung von Staatswegen
beanträgt: (Dr. Claparède, La circoncision et son importance
dans la famille et dans l'état. Paris 1861 - Dr. Rosenzwieg,
Zur Beschneidungsfrage. Schweidnitz 1878),).
Abs. 2
Gegenüber dieser Ansicht muss ich nochmals wie ich schon oben
gethan, hervorheben, dass nur in wenig Fällen die bestimmte und
wirkliche Absicht, gesundheitliche Vorkehrungen zu treffen, bei der
Ein- und Ausführung der Beschneidung offen ausgesprochen wird,
oder sonst zu Tage tritt, indem nur einzelne Völker z.B. die Samoaner
sanitäre Rücksichten, Beförderung der Reinlichkeit u.s.w.
ausdrücklich hervorgehoben (Pritchard, Mem. read before the
Anthrop. Soc. I S. 326)
Eine ungemein grosse Anzahl von Völkern, welche die Beschneidung
üben, zeigt sogar sehr wenig Passion für Reinlichkeit, und
es lässt sich daher wohl kaum annehmen, dass sie gerade am männlichen
Gliede ausnahmsweise recht reinlich sein wollen. Es muss ein anderes
psychisches Motiv vorliegen, welches sie zur Vornahme der Operation
bewog.
Abs. 3
Zweck und Absicht dieser Operation liegt meiner Ansicht nach in dem
Bestreben die Natur zu corrigiren, ihr bei ihren angeblichen "Verirrungen"
zu Hilfe zu kommen und an den Sexualorganen einen Zustand herbeizuführen,
welchen man für einen beim erwachsenen Menschen normalen hält,
und der von der Natur an kleinen Kindern wohl nie von selbst, in der
Pubertätsepoche sehr oft auch noch nicht spontan hergestellt,
vielmehr zum Nachteil der sexuellen Funktionen gar nicht selten in
das Mannesalter hinübergebracht wird; - man will die "Phimose"
beseitigen, denn man hält den mit einer solchen behafteten Menschen
für minder zeugungsfähig.
Um dies zu verstehen, muß auf die Umwandelung hingewiesen
werden, welche am Penis allmälig bis zum zeugungsfähigen
Alter in der Regel, wenn auch nicht immer, vor sich geht. Die Vorhaut,
welche die Eichel bedeckt, ist beim Neugebornen stets so gestaltet,
dass sie nur mit Mühe oder gewaltsam über die Eichel zurückgezogen
werden kann; nach und nach wird sie im Verhältnis zum ganzen wachsenden
Gliede (Penis) an ihrer Oeffnung viel ausdehnbarer, so dass sie sich
später meist von selbst zurückstülpt, namentlich dann,
wenn sich der Penis in Erection befindet.
Das neugeborne Kind besitzt also ganz regelmäßig eine
Phimose, d.h. eine solche Verlängerung der Vorhaut, mit gleichzeitiger
Engigkeit ihrer Mundung, dass die (beim Manne zur Ausübung des
Coïtus für die Ejakulation förderliche) Zurückschiebung
hinter die Corona der Glans nicht ausführbar ist.
Wenn nun überall, und ohne Frage selbst bei den Schlecht oder
unzulänglich beobachtenden Naturvölkern die Thatsache wahrgenommen
wurde, dass der zum Manne herangewachsene Jüngling die Eichel
nicht selten frei zu tragen beginnt, weil das Präputium sich von
selbst zurückschiebt und hinter der Corona liegen bleibt, dass
aber auch beim Manne die Eichel im erigierten Zustande nur ausnahmsweise
noch von der Vorhaut bedeckt bleibt, so erschien die Bedeckung der
Eichel durch die Vorhaut als ein nicht normales Verhältnis, dem
man corrigirend schon frühzeitig und ganz allgemein entgegentreten
muss.
Abs. 4
Somit fasse ich die ursprüngliche Tendenz der Beschneidung auf
als den operativen Vorbereitungsact auf die Sexual-Function des Mannes.
Man betrachtete die noch immer bei dem Jüngling in einigem Grade
vorhandene Bedeckung der Eichel mit der Vorhaut, den seit frühester
Jugend noch vorhandenen, immerhin geringen Zustand der Phimose als
etwas mehr oder weniger Hinderliches für den Coïtus, das
man durch einen operativen Eingriff beseitigen muss.
Daher kommt es, dass die meisten Urvölker erst in demjenigen
Lebensalter die Vorhaut ein- oder wegschneiden, in welchem die Reife
zum Geschlechtsgenuss, die Pubertät, erreicht ist; man will den
Jüngling mit einem Male völlig reif und normal in sexueller
Hinsicht machen.
Es ist hiermit gleichzeitig ein Act auszuführen, durch den
der junge Mensch gleichsam in die Reihe der reifen, heiratsfähigen
Männer aufgenommen wird, man verknüpft diesen Act mit gewissen
diese Aufnahme symbolisierenden Ceremonien; dabei mochte man auch im
Hinblick auf den Schmerz, den diese an dem sehr empfindlichen männlichen
Sexualorgane vorzunehmende Operation verursacht, eine Art Prüfung
der männlichen Standhaftigkeit im Auge haben.
Allein diese, auf die sexuelle Reife "vorbereitende" Operation wird
ja auch, z. B. bei Juden und Mohamedanern schon in ganz jugendlichem
Alter ausgeübt; hier glaubt man schon an Neugebornen dem Zustande
der natürlichen Unfertigkeit entgegentreten zu müssen.
Schon dem Kinde will man eine möglichst zahlreiche Nachkommenschaft
garantieren und sich nicht auf den Zufall verlassen, ob die an ihm
bemerkte, dem Zeugungsact vielleicht nicht hinderliche Phimose dereinst
sich von selbst beseitigen wird oder constant bleibt. Da wurde es dann
für ein Gott wohlgefälliges Werk betrachtet; denn es galt
den Juden schon an sich für höchst werthvoll, zahlreiche
Nachkommenschaft zu besitzen."
Abs. 5
So können wir denn mit grosses Wahrscheinlichkeit annehmen, dass
die religiösen Gesetzgeber, welcher bei den Juden den Brauch von
Aussen einführten oder vielleicht schon vorfanden, denselben für
nützlich und werthvoll hielten und ihn aus politisch-religiösen
Gründen zu befestigen suchten, indem sie ihm die Bedeutung und
die Weihe eines religiösen, von Gott befohlenen Ritus beilegten.
Wir wollen jedoch nicht in Abrede stellen, dass der Gesetzgeber
diesen Brauch nebenbei auch vielleicht für hygienisch nützlich
betrachteten. Allein in erster Linie stand ihnen gewiss die sexuelle
Potenz der Nation; und in priesterlicher Anschauung würdigten
sie den Act, der diese Potenz schon in der jugendlichen Bevölkerung
für die Jahre der Mannheit garantirte, als eine Handlung, die
zum Heile des Volkes gereichte, sie stempelten dieselbe zu einer heiligen.
Bei manchen Völkern z.B. in Amerika erhielt die Sache nebenbei
die Bedeutung eines Blutopfers, bei anderen, z.B. bei den Altägyptern,
den Juden, den Monbuttu, vielen Melanesiern u.s.w. die Bedeutung eines
Symbols persönlicher Würde, und "Unbeschnittener" gilt den
Mohammadern, wie den Südaustraliern als Schimpfwort.
S. 371 - 372
Nach Gen. 17 gebot Gott dem Abraham, die Beschneidung einzuführen,
und dafür wird ihm zahlreiche Nachkommenschaft versprochen . .
. Wenn es da heisst: "Gott gebot dem Abraham", so finde ich darin nur:
Abraham hielt die Einführung der Beschneidung für ein Gott
wohlgefälliges Werk . . . Offenbar war er der Meinung, dass die
Beschneidung ein Mittel sei zur Erziehung einer grösseren Nachkommenschaft,
d. h. dass sie die Befruchtung fördere. |